Es gibt kaum eine Therapie oder Persönlichkeitsentwicklung, in welcher der Selbstwert nicht zum Thema wird. Es ist der Wunsch ganz vieler Menschen ihren Selbstwert zu stärken und dadurch mehr Wohlbefinden zu erlangen.

Das Gute ist, durch die Auseinandersetzung mit sich selbst, sprich Selbstreflexion, kann man seinen Selbstwert steigern. Das weniger Gute, es geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein stetiger Prozess, der Ausdauer erfordert.

Außerdem handelt es sich beim Selbstwert um ein Gefühl und Gefühle sind Schwankungen unterworfen. Diese Schwankungen können situationsbedingt sein oder auch mit unserer Tagesverfassung zusammenhängen. Meist braucht es keinen Selbstwert von 10 (Skala 1-10) um glücklich zu sein. Im Gegenteil, wahrscheinlich macht es uns sogar zufriedener, wenn wir uns ein Pendeln auf der Selbstwertskala erlauben.

Nichtsdestotrotz können wir daran arbeiten unser Selbstwertgefühl zu verbessern. Für diese Arbeit kann es hilfreich sein, dem "4-Säulen-Modell" zu folgen:

Die vier Säulen des Selbstwerts: Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen, soziale Kompetenz und soziales Netz

Positive Selbstzuwendung

Das Fundament bildet eine positive Selbstzuwendung, welche zunächst eine Selbstaufmerksamkeit und Achtsamkeit benötigt. Erst wenn wir uns selbst wieder besser spüren und wahrnehmen, wie es uns geht und was wir brauchen, ist es möglich, dass wir uns selbst in einer liebevollen Haltung begegnen und für uns sorgen. Ein Beispiel dazu: Wenn Sie erst gar nicht wahrnehmen, dass Ihr Rücken schmerzt und Ihre Augen brennen von zu langer Computerarbeit, dann können Sie auch nicht für sich sorgen und eine kurze Bildschirmpause zur Entspannung einlegen.

Stärken können Sie dieses Fundament durch Achtsamkeitsübungen und Selbstfürsorge, in Form von: regelmäßige Pausen machen, Zeit für gesunde Mahlzeiten einplanen, für ausreichend Schlaf sorgen, regelmäßige Bewegung einplanen, genussvolle Momente schaffen etc.

Selbstakzeptanz

Sie beinhaltet Achtung und Wertschätzung der eigenen Person unabhängig von Leistungen und sozialen Erfolgen, also auch die Akzeptanz von negativen Aspekten des Selbst. Es ist damit gemeint, dass man mit sich als Person zufrieden ist, dass man sich und die eigenen Meinungen, Reaktionen und Haltungen wertschätzt. Aber auch der körperliche Aspekt. Dass man sich in seinem Körper wohlfühlt, ihn akzeptieren lernt, auch wenn er nicht perfekt ist.

Hier ist es hilfreich seine Glaubensätze, die sich im Laufe des Lebens angesammelt haben, neu zu überdenken und gegebenenfalls durch neue Glaubenssätze zu ersetzen.
Zum Beispiel: Ich bin, was ich leiste. > Es genügt, dass ich bin. Nicht wenige Menschen jagen permanent Leistung hinterher und wenn der Erfolg ausbleibt, ist der Selbstwert im Keller (Ursache von Burnout).
Neue Glaubenssätze zu etablieren, erfordert meist viel Geduld und Ausdauer. Deshalb geben Sie nicht gleich auf: „Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt“ ~ Konfuzius

Selbstvertrauen

Darunter versteht man eine positive Einstellung zu den eigenen Fähigkeiten und Leistungen. Hierunter fällt, dass man sich etwas zutraut. Zum Beispiel gewisse Fähigkeiten zu haben, Neues lernen zu können oder Aufgaben zu bewältigen. Ein wichtiger Punkt dieser Säule ist allerdings auch seine eigenen Grenzen zu kennen und zu respektieren. Menschen mit einem positiven Selbstwert können es auch akzeptieren, wenn sie gelegentlich Fehler machen oder nicht perfekt sind, ohne sich gleich zu entwerten, zu rechtfertigen oder anderen die Schuld zuzuweisen.

Ein wesentlicher Schritt zu mehr Selbstvertrauen (aber auch Selbstakzeptanz) ist, dass Sie aufhören sich zu vergleichen. Es wird immer jemanden geben, der schöner, schneller, gescheiter oder auf andere Weise „besser“ ist.
Ein Aspekt, der es Ihnen vielleicht leichter macht. Kennen Sie das Gefühl, dass man sich neben "perfekten Menschen" oft unwohl fühlt? Ja!? Fehler sind nämlich ein Akt der Zwischenmenschlichkeit. Fehler und Anstrengung machen uns sympathisch!

Soziale Kompetenz

Damit ist das Erleben von Kontaktfähigkeit gemeint. Das heißt, die Fähigkeit gut mit Menschen umgehen zu können, sich auch schwierigen sozialen Situationen gewachsen zu fühlen, flexibel reagieren zu können, Nähe und Distanz regulieren zu können. Sie bedeutet, dass man selbst Grenzen ziehen kann - das berühmte "Nein-Sagen" - und dass man es auch aushält, wenn andere Grenzen ziehen.

Soziale Kompetenz stärken Sie dadurch, dass Sie mit anderen Personen in Beziehung treten. Sozialer Rückzug und ein Vermeidungsverhalten bestätigen die Angst. Deshalb verlassen Sie Ihre Komfortzone und machen Sie neue Beziehungserfahrungen. Wenn ein "Nein-Sagen" im Elternhaus vielleicht noch zu unangenehmen Konsequenzen geführt hat, ist diese Angst heute vielfach unbegründet, sondern ein altes Gefühl, dass wir noch nicht aufgelöst haben.

Und sollten Sie dennoch die Erfahrung machen, dass angemessenes Verhalten beim Gegenüber auf Irritation oder Ablehnung stößt, dann denken Sie an den weisen Spruch: "Das was Paul über den Peter sagt, sagt mehr über den Paul aus, als über den Peter“ ~ Baruch de Spinoza

Soziales Netz

Ein Eingebunden-Sein in positive soziale Beziehungen ist vielleicht nicht das erste, an das wir beim Thema Selbstwert denken. Aber es ist eine wichtige Säule, die uns stärkt und uns Halt gibt. Eine befriedigende Partnerschaft, gute Familienbeziehungen, Freunde, gute kollegiale Beziehungen oder auch lose Bekanntschaften. Besonders von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang sich auf andere verlassen zu können, aber auch selbst verlässlich zu sein.

Deshalb vernachlässigen Sie Ihre sozialen Beziehungen nicht, zum Preis eines 80-Stunden Jobs. Pflegen Sie Ihren Freundeskreis, arrangieren Sie selbst Treffen und gehen Sie zu Anlässen, die ihr soziales Netz bietet.

Der stete Tropfen höhlt den Stein

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein paar hilfreiche Aspekte und Anregungen für Ihre Selbstwert-Stärkung mitgeben. Gerne unterstütze ich Sie auch in meiner Praxis für Psychotherapie und Persönlichkeitsentwicklung auf Ihrem Weg zu einem besseren Selbstwert.

Noch ein Hinweis! Neue Verhaltensweisen können sich am Anfang immer merkwürdig anfühlen. Das ist ok so. Unser Gehirn strebt immer nach Sicherheit und das Neue ist eben unsicherer als das Alte. Lassen Sie sich davon nicht irritieren. Auch das Neue wird irgendwann vertraut.

Und nicht vergessen! Finden Sie einen angemessenen Wert auf Ihrer Selbstwertskala, der Sie zufrieden macht! Es ist vermutlich nicht die 10 🙂