Ich begegne immer wieder Menschen, die einen großen seelischen Leidensdruck verspüren, professionelle Hilfe durch einen Psychotherapeuten allerdings kategorisch ablehnen. Viele Menschen haben Schwierigkeiten damit, eine Psychotherapie mit ihrem Selbstverständnis zu vereinbaren. Diese Einstellung ist vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Technik, aus der ich komme, weit verbreitet. Aussagen wie - „Was soll ich denn beim Vogeldoktor? Ich bin doch nicht verrückt!“ - sind keine Seltenheit.

Ich kenne viele Menschen, die mit Beschwerden, wie z.B.  Magen-, Kopf- oder Rückenschmerzen, den Arzt aufsuchen, der jedoch keine organische Ursache finden kann. Schmerztabletten und Massagen zur vorübergehenden Schmerzlinderung oder das Feierabendbier zur Entspannung, sind dann oft die Mittel der Wahl.

Die Beweggründe, warum viele Menschen Psychotherapie ablehnen, haben S. Kolod, J. Drescher und W. Tene näher beleuchtet (Artikel: 9 Reasons Why People Resist Starting Therapy).

1. Meine Probleme sind gar nicht so schlimm.

Oft wird Psychotherapie von Menschen nur als allerletztes Mittel herangezogen. Dabei verhält es sich oft so, dass Personen die früher um Unterstützung bemüht sind, sich früher besser fühlen und schneller Fortschritte machen. Bei Bauchschmerzen gehen die meisten Menschen zum Arzt um Schlimmeres zu verhindern und beispielsweise einem Blinddarmdurchbruch vorzubeugen. Ganz ähnlich verhält es sich mit Psychotherapie.

2. Ich sollte in der Lage sein, meine Probleme selbst zu lösen.

Bei körperlichen Problemen gehen wir zum Arzt, mit dem Auto fahren wir zum Mechaniker und bei Rohrleitungsproblemen rufen wir den Installateur. Seelische Probleme wollen wir hingegen alleine lösen, obwohl es Psychotherapeuten gibt, die dafür ausgebildet sind, Menschen dabei zu helfen, ihr emotionales Leben zu verstehen und zu verbessern.

3. Wenn ich einmal mit Psychotherapie beginne, gibt es kein Ende.

Falsch! Psychotherapie dauert so kurz wie möglich und so lange als nötig. Die Dauer und Häufigkeit der Sitzungen richtet sich nach dem Anliegen und dem Wohlbefinden des Klienten. Therapeut und Klient ziehen regelmäßig gemeinsam Zwischenbilanz, um sicherzustellen, dass der Therapieprozess für den Klienten hilfreich und nützlich ist.

4. Ich muss meinem Psychotherapeuten alle meine intimsten Gedanken mitteilen.

Jeder Klient entscheidet selbst, wieviel und was er von sich preisgeben möchte. Der Psychotherapeut sorgt für einen Rahmen, in dem eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung möglich ist. Letztendlich legt allerdings der Klient das Therapietempo fest.

5. Ich werde mich beurteilt fühlen.

Menschen fühlen sich oft verwundbar, wenn sie über ihre Gefühle sprechen. Sie machen sich Sorgen darüber, was der Psychotherapeut über sie denken könnte. Diese Sorge ist unbegründet, da Psychotherapeuten nicht über Klienten urteilen, sondern versuchen sie zu verstehen und ihnen zu helfen. Offenes Ansprechen kann dabei helfen, das Gefühl loszuwerden.

6. Ich mache mir Sorgen, dass ich von der Psychotherapie abhängig werde.

Es ist nicht das Ziel der Psychotherapie, eine abhängige Beziehung zwischen dem Klienten und dem Therapeuten zu fördern. Im Gegenteil. Die  in der Psychotherapie erlernten Methoden zum Verstehen und Fühlen emotionalen Lebens, sollen den Klienten auch nach der Therapie dazu befähigen, Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen.

7. Wenn ich über etwas spreche, muss ich etwas verändern.

Klienten entscheiden letztendlich immer selbst, ob und was sie verändern. Psychotherapie kann dabei helfen, neue Perspektiven zu entdecken und Handlungsalternativen zu entwickeln.

8. Ich mache mir Sorgen, dass ich etwas über mich selbst lernen könnte.

Das könnte passieren. 🙂 Tatsächlich ist es oft das, was wir über uns selbst nicht vollständig verstehen, was die Zufriedenheit und den Erfolg am meisten beeinträchtigt. Sollte diese Sorge bestehen, ist es wichtig, es dem Psychotherapeuten mitzuteilen, damit er ein angenehmes Therapietempo finden kann.

9. Ich bin mir unsicher. Könnte das bedeuten, dass Therapie nichts für mich ist?

Ist es nicht mit vielen Dingen in unserem Leben so? Bevor wir Neues ausprobieren, zögern wir und fühlen uns unsicher. Erst nachdem wir den ersten Schritt wagen, erfahren wir, wie sich das Neuland für uns anspürt.

Mach den ersten Schritt im Vertrauen.
Du brauchst nicht den ganzen Weg zu sehen. Mach einfach den ersten Schritt.“

Martin Luther King

Wenn Sie für den ersten Schritt bereit sind, freue ich mich auf Ihre Kontaktaufnahme und begleite Sie in meiner Praxis für Psychotherapie in einem geschützten Rahmen bei Ihren Schwierigkeiten und Themen.

* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für beide Geschlechter .