Kann Burnout nur überengagierte Menschen treffen? Ich denke, das ist zu kurz gegriffen - die Entstehung von Burnout ist vielschichtiger.

Wer ausbrennt, muss einmal gebrannt haben?

Gebrannt für den Beruf als Lebensinhalt, für eine Idee, für ein Ziel, für eine Aufgabe - so lautet ein noch heute weit verbreitetes Klischee. Das am Anfang eines Burnout-Prozesses stets Überengagement steht, halte ich für zu einseitig betrachtet.

Matthias Burisch spricht in seinem Buch "Das Burnout-Syndrom" von überhöhtem Energieeinsatz. Der muss nicht zwangsweise in Form endloser Überstunden erfolgen. Es reicht völlig aus, den größten Teil der Arbeitszeit mit angespanntem Zwerchfell zu verbringen, weil jederzeit etwas Bedrohliches oder Unangenehmes passieren kann, oder man in der Freizeit stundenlang über einer (vermeintlich oder real) ausweglosen Lage brütet. Dieses Phänomen finden wir sowohl bei der auf verlorenem Posten kämpfenden Betriebsrätin oder bei dem Sachbearbeiter, den sein neuer Chef vergraulen will, dem nach einer Firmenfusion plötzlich überflüssigen Marketingmann oder bei der von nervenden Fluggästen und ständigen Jetlag geplagten Stewardess.

Burnout eine Frage des Sinns?

Wenn Einsatz und Ertrag, Anstrengung und Belohnung, Negatives und Positives in keinem allzu großen Missverhältnis stehen, dann kann eine hoher Grad an Engagement jahrelang aufrechterhalten werden. Erschöpfung tritt meist erst dann ein, wenn Zweifel am "Sinn des eigenen Tuns" aufkommen, sei es durch fehlende Wertschätzung oder ungerechter Kritik eines Vorgesetzten oder das Ausbleiben einer herbeigesehnten Veränderung, wie der "eigentlich fälligen" Beförderung.

Erschöpfungszustände können aber auch Folge davon sein, dass wir unsere berufliche Tätigkeit, als nicht (mehr) sinnstiftend erleben. Wenn wir bspw. folgende Fragen nicht (mehr) mit einem klaren JA beantworten können:

  • Bin ich mit dem Herzen dabei?
  • Fühlt es sich gut an, was ich mache?
  • Erfüllt mich meine Aufgabe?
  • Macht sie für mich Sinn?

Burnout als Folge unserer Persönlichkeit?

Ja, ich denke es gibt Persönlichkeitseigenschaften, welche die Gefahr für die Entstehung eines Burnout begünstigen. Wie eingangs erwähnt, betrachte ich Überengagement nicht als einziges Kriterium. Ich führe folgend einige Persönlichkeitsmerkmale auf, die aus meiner Sicht einen Einfluss auf die Entstehung eines Burnouts-Syndroms haben können.

Überengagement

Engagement wirkt sich positiv auf die persönliche Karriere aus. Solange man begeistert bei der Sache ist, hat es auch keine negativen Konsequenzen. Zum Problem wird es, wenn wir die Arbeit an oberste Stelle stellen und unsere eigenen Grenzen und Bedürfnisse missachten. Zurücklehnen ist keine Option, sondern weitermachen und funktionieren.

Perfektionismus

Betroffene haben einen hohen Anspruch an sich selbst und erlauben sich keine Fehler zu machen. Das führt zu einem ständigen Gefühl der Unzufriedenheit mit den eigenen Leistungen. Hinter Perfektionismus steckt der Wunsch nach Anerkennung, der oft ausbleibt.

JA-Sage-Tendenz

Grenzen setzen und Nein-Sagen fällt Betroffenen schwer aus Angst vor Konflikten, Zurückweisung und Kritik. Um die Harmonie aufrecht zu erhalten, werden Aufgaben von Anderen übernommen und eigene Bedürfnisse in den Hintergrund gestellt.

Helfersyndrom

Menschen mit Helfersyndrom erhalten Lob und Bestätigung von den Mitmenschen und dadurch wird ihr eigener Selbstwert gestärkt. Genügt die Anerkennung der Mitmenschen allerdings nicht, so kümmern sie sich umso intensiver um ihre Mitmenschen und vergessen dabei auf sich selbst.

Ehrgeiz

Ehrgeiz spornt uns an, immer neue und höhere Ziele zu setzen. Eine Ausbildung nach der anderen absolvieren, mehr Diplome anhäufen, noch höher die Karriereleiter hinaufklettern. Es herrscht das Gefühl vor, sich ständig beweisen zu müssen, aus Angst nicht zu genügen.

Diese Liste kann sicher noch weitergeführt werden und es besteht keinesfalls der Anspruch auf Vollständigkeit. Aber ich denke es wird sichtbar, welche Art innerer Antreiber uns in Richtung Burnout manövrieren.

Raus aus dem Hamsterrad!

Oft berichten KlientInnen, dass sie das Gefühl haben, in einem Hamsterrad gefangen zu sein. Je fortgeschrittener die Symptomatik, desto enger wird der Handlungsspielraum. Der sogenannte Tunnelblick führt zu beängstigender Perspektivenlosigkeit. Wie oft höre ich Klientinnen sagen: "Ich kann doch meinen Job nicht aufgeben, ich stehe kurz vor der nächsten Beförderung und habe doch nichts anderes gelernt. Eine neue Ausbildung kann ich mir nicht leisten, wer würde dann die Kreditrate bedienen. Und außerdem weiß ich gar nicht, was ich sonst machen möchte." Klingt irgendwie traurig und das sind diese KlientInnen meist auch.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man den Schritt "Raus aus dem Hamsterrad" schaffen kann! In meiner Praxis für Psychotherapie und Coaching versuche ich mit Ihnen gemeinsam, Ihre Persönlichkeitsanteile identifizieren und schließlich zu verändern. Vielleicht braucht es nur eine neue Sichtweise auf die Situation oder aber den Weg in eine neue sinnerfülltere Berufung.

Jedenfalls
"Raus aus dem Hamsterrad"
in Richtung selbstbestimmtes, ausgeglichenes und freudvolles Leben!